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  • Martin Schroer I D20sounds

Erwartungen als Spielleiter - wie sie unser Spiel zerstören :-) und ein paar Tipps

Ich beobachte oft, dass die Spielleiter sich richtig viel Arbeit machen. Sie bereiten vor, stellen oft den Spielraum zur Verfügung (auch online). Machen sich Gedanken darüber wie sie den Spielern helfen können ihre Charaktere besser zu entwickeln und, und, und….

Aus euren Kommentaren habe ich herausgelesen dass eure Erwartungen oft enttäuscht werden. Ich bemerke es auch oft dass ich mich frage warum es 3 Minuten dauert bis der Spieler mir sagen kann welche Rüstungsklasse er getroffen hat. Es ist doch eigentlich einfach: W20 würfeln und den Modifikation draufrechnen, wenn man es fünfmal gemacht hat kennt man den Modifikator auswendig (also z.B. bei DnD). Wieso dauert das? Das muss man doch erwarten dürfen…..


Darf man?

Welche eurer Erwartungen habt ihr denn schon mal klar auf den Tisch gebracht? Es gibt ja wirklich viele Erwartungen die wir als SL haben und wir haben recht, wir haben uns doch stundenlang vorbereitet…

Die schlechte Nachricht ist dass Erwartungen oft enttäuscht werden, besonders wenn sie nicht vorher geklärt werden.

Soll das jetzt heissen, dass ich keine Erwartungen haben darf?

Für euch ist es auf jeden Fall besser keine Erwartungen zu haben, damit ihr nicht enttäuscht werdet, mir ist aber klar dass fast nicht klappen kann.

Umso wichtiger ist es eure Erwartungen an eure Spielabende im Vorfeld zu klären.

Ihr wollt das alle professionell machen? SUPER! Im Idealfall sitzen jetzt etwa 5 megamotivierte Menschen am Tisch und rocken den Abend.

Ist das der Normalfall? Natürlich nicht. Für die meisten von uns ist das Rollenspielen ein Hobby und muss somit neben Job, Familie und sonstigen Hobbys laufen. D.h. die Zeit in der ihr und eure Spieler damit beschäftigen ist begrenzt. Beim einen beschränkt sie sich auf die Zeit die er am Spieltisch verbringt, beim anderen ist es deutlich mehr. Somit entstehen Unterschiede und die können sich auch ändern. Wenn der motivierte Spieler plötzlich Papa wird, wird es wahrscheinlich passieren dass seine Motivation eine andere Richtung bekommt oder ihm zumindest weniger Zeit zur Verfügung steht.


Was kann jetzt helfen?

  1. Über Erwartungen sprechen. Im Idealfall passiert dies bei der Session null. Manchmal ist es wichtig nachzuarbeiten und auch in der laufenden Kampagne noch einmal Erwartungen zu klären. Macht das am besten vor der Session und in Ruhe. Es wird mit ziemlicher Sicherheit schwierig wenn ihr dies während des aktiven Spiels klären wollt, dann sind einfach schon zu viele Emotionen am Start. Sagt euren Spielern was ihr wichtig findet und hört darauf was sie sagen. Sucht gemeinsam nach Lösungen. Es ist auch nicht eure Aufgabe für alles eine Lösung zu liefern. Damit sind wir direkt schon am Punkt zwei.

  2. Wer muss hier eigentlich arbeiten? Das ist ein Punkt den ich mir in meinen Coachingsessions immer wieder vor Augen halten muss. Wenn der Klient nicht arbeitet (also nachdenkt und umsetzt) ist das Coaching meistens ineffektiv und für euch mega anstrengend. Beim Spielleiter ist das ähnlich. Ihr habt schon genug gemacht. Bringt eure Spieler ans arbeiten und macht ihnen Stress. Sie werden es euch danken. Warum euch das hilft? Weniger Arbeit = weniger Erwartungen (meistens)

  3. Dabei ist das richtige Timing oft wichtig. Nichts ist schlimmer als durch eine Gamingsession zu hetzen. Das meine ich auch nicht. Es wird immer Phasen geben wo die Spieler entspannt sein dürfen. Lange Reise? Entspannt! Abend in der Kneipe nach dem letzten Dungeon? Entspannt! Ein NPC ist in Not und die Charaktere müssen entscheiden ihm zu helfen oder ihn sterben zu lassen? Entspannt? NEIN! Macht es schnell! Beschreibt langsam weiter was passiert, wenn die Spieler sich nicht entscheiden, haben sie sich auch entschieden. Und zwar nicht zu helfen. Das ist auch im wirklichen Leben so. Wenn ich noch damit warte die hübsche Frau anzusprechen ist sie irgendwann weg. Das war eine Entscheidung!

  4. Was ihr immer wieder tut bestimmt das Spiel! Es ist wie in einer Beziehung. Ihr führt mit eurem Partner/ eurer Partnerin liebevolle Dialoge und unterstützt euch gegenseitig? Dann ist das ein Punkt, der eure Partnerschaft definiert. Genauso ist es im Rollenspiel. Das Verhalten der Charaktere hat Folgen? Beim ersten und zweiten Mal wissen sie es sicher noch nicht, aber spätestens wenn sie gerade noch dem Lynchmob entkommen konnten sollten sie es verstanden haben.

  5. Die Verhaltensforschung sagt: Wenn ein bestimmtes Verhalten belohnt wird, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit dass es wieder auftritt. Außerdem gilt natürlich: Wenn das Verhalten immer wieder belohnt wird ist es irgendwann eingeübt. Das heisst dass ihr am Tisch aufpassen müsst welches Verhalten ihr belohnt. Wenn z.B. einen Charakter einem anderen eine Streich spielt und alle Lachen wird der Spieler darin bestärkt immer wieder Streiche zu spielen. Irgendwann hat sich dieses Verhalten beim Spieler eingeschliffen und er wird es immer wieder tun, bis es nervt. Wenn eure Gruppe damit durchkommt dass sie Herausforderungen schaffen obwohl sie nicht zusammenarbeiten werden sie es immer wieder versuchen.


Fazit: Im Endeffekt habt ihr als Spielleiter viele Möglichkeiten das Spiel zu bestimmen. Die offensichtlichen sind natürlich die Tools die ich auf Grund des Systems dass ich spiele und meiner Rolle als Dungeonmaster habe. Die weniger offensichtlichen sind die die ihr durch euer Verhalten und eure Reaktionen am Spieltisch beeinflusst . Wichtig finde ich es sich darüber im klaren zu sein und als Spielleiter mal die Ebene zu wechseln und Metamässig draufzuschlagen. Darüber mehr beim nächsten Mal.


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